Arbeit mit Meerwert
3 Wochen im very remote office
mit Daniel Stock (Creative Director)
„Home is where the heart is“ – also warum kann Home-Office dann nicht auch in Südafrika sein? Kann es! Aber fangen wir von vorne an. In dieser, meiner Agentur des Herzens wird New-Work nicht nur als geflügeltes Buzzwort für LinkedIn-Posts verwendet, sondern auch gelebt. Seit 2020 gibt es bei uns die 4-Tage-Woche und jegliche Form sein Arbeitsumfeld so zu wählen, wie’s einem passt. Als dann letztes Jahr noch die Möglichkeit des „Work & Travel“ angeboten wurde – alle Mitarbeiter*innen können ein Monat im Jahr von dort aus arbeiten wo sie möchten – war für mich klar: Was im aufgezwungenen Home Office funktioniert hat, muss doch auch aus der Ferne möglich sein. Let’s give it a shot!
Nach zwei endlosen Lockdown-Wintern inkl. jährlicher Winterdepression gab es nun eine Lösung, um dem Grant und dem kalt-grauen Grind zu entkommen – mir zu Liebe und meinen Kolleg*innen. Eine Win-Win-Winter-Situation für alle. Also wurden diesen Februar Tauben gegen Pinguine getauscht und Falafel Dürüm gegen Kudu Biltong*. Welcome to Mother City (aka Cape Town)
*) Trockenfleisch vom Springbock – eine echte Spezialität, die man echt nicht probiert haben muss.
Manche kommen her, um neue Corona Varianten nach Europa einzufliegen und andere, um dekadent ihr 9er Eisen über den künstlich bewässerten Golfrasen zu schwingen – in einem Land, das ständig von akuter Wasserknappheit bedroht wird. Nur eines von zahlreichen politischen und gesellschaftlichen Krisen mit denen Südafrika zu kämpfen hat. In meinen insgesamt 6 Wochen Aufenthalt versuche ich wenigstens keine davon noch schlimmer zu machen und respektiere die hier lebenden Menschen genau wie ihre Naturschätze anstatt fucking Golf zu spielen.
Nach 21 Tagen, 6 Nationalparks, 10 Surfspots und 2753 Raw-Fotos war mit dem Urlaub aber erstmal Schluss und an der Zeit wieder ins daily business einzutauchen. Apnoe way! Physisch immer noch im Paradies hätte ich den Kopf lieber in den Sand gesteckt als in Briefings. Aber nach ein paar Tagen Umstellung und einem Bier in der Lieblingsbar lief‘s dann eigentlich doch wie gewohnt. Straight in einen Pitch, von einem Call zum nächsten und man fühlt sich ganz wie daheim – bloß in Badehose, im Mietwagen mit Blick aufs Meer, wo die Wellen eine Mischung von Surfer*innen, verlorene Surfbretter und bestimmt einem Hai vor sich herschieben. Jeden Tag einen anderen Ausblick zu haben, gibt schon neue Perspektiven auf Probleme. Ob das auch zu besseren Lösungen geführt hat? Naja, zumindest nicht schlechter als sonst.
Südafrika ist zwar in derselben Zeitzone wie Österreich, dank unser fragwürdigen Winterzeit-Umstellung und 3 weiteren Tageslicht-Stunden passt aber irgendwie mehr Zeug in den Alltag. Noch vor dem Jour Fixe eine Wanderung auf den Lions Head, eine Runde über den weißen Sand von Camps Bay Beach oder ein Waschgang im Atlantik bringen Work und Life in eine Balance wie es der ekelhafte Wiener Februar nie könnte.
Aber so schön das Arbeiten aus der Ferne auch war, freut man sich dann doch, alle Gesichter wieder aus der Nähe zu sehen und weiß den Wert von Zwischenmenschlichkeit bei der Arbeit wieder zu schätzen. Apropos schätzen – was der Spaß gekostet hat? Keine Ahnung. Mein Gehalt hat die Nebenkosten in diesem Monat sicher nicht gedeckt. Aber dieses Mal war es das wenigstens wert. Also kann ich am Ende meiner 3-wöchigen Pro-Bay-Zeit nur eines sagen: Wir sehen uns nächsten Winter.